EMOTIONAL RELEASE
Als Trauma werden Erlebnisse bezeichnet, die durch ihre Intensität, Plötzlichkeit oder Dauer die psychische Integrität eines Menschen gefährden und das grundlegende Vertrauen in die eigene Sicherheit erschüttern.
Potenziell traumatische Ereignisse sind überwältigende Situationen, die die normalen Bewältigungsstrategien eines Menschen überfordern und das Gefühl von Sicherheit, Kontrolle und Verbundenheit grundlegend erschüttern können. Wichtig zu verstehen ist jedoch: Nicht jedes solche Ereignis führt zwangsläufig zu einer Traumatisierung. Ein traumatisches Ereignis kann sowohl ein einzelnes einschneidendes Erlebnis (akutes Trauma) als auch anhaltende belastende Erfahrungen über einen längeren Zeitraum (chronisches oder komplexes Trauma) sein.
Die Auswirkung eines traumatischen Ereignisses hängt maßgeblich von deiner Resilienz zum Zeitpunkt des Geschehens ab. Je nach vorhandenen Ressourcen kann dein System die Erfahrung verarbeiten und integrieren – oder aber von ihr überfordert werden. Eine Traumatisierung entsteht, wenn du im Moment des Traumas nicht die notwendigen Kapazitäten hattest, die Erfahrung vollständig zu erleben und anschließend in deine Lebensrealität zu integrieren. Dein System war in dieser Situation nicht in der Lage, das Ereignis auf allen Wahrnehmungsebenen – körperlich, emotional und kognitiv – zu erfassen und zu verarbeiten.
Bei einem überwältigenden Ereignis kann der Organismus die Erfahrung nur fragmentarisch verarbeiten und integrieren. Die verschiedenen Aspekte des Traumas können unterschiedliche Wege nehmen:
Der Körper trägt somit einen wesentlichen Teil der traumatischen Erfahrung. Da das Erlebnis nicht vollständig erfasst und verarbeitet werden konnte, findet der Körper eigene Wege, um mit der erhöhten Energie umzugehen.
Eine traumatische Situation löst eine massive Ausschüttung verschiedener Stresshormone aus. Unter normalen Umständen aktiviert der Körper automatisch Mechanismen, um diese Stresshormone schnellstmöglich abzubauen. Aus verschiedenen Gründen können diese natürlichen Abbauprozesse jedoch gehemmt werden. Das Nervensystem gewöhnt sich dann an ein erhöhtes Stressniveau und entwickelt die Tendenz, diesen Zustand aufrechtzuerhalten.
In der Tierwelt lässt sich beobachten, wie Tiere nach einer stressigen Situation am ganzen Körper zittern oder in eine Schockstarre verfallen. Beides sind natürliche Wege, um traumatische Erfahrungen auf körperlicher Ebene zu verarbeiten. Wir Menschen hingegen zwingen uns oft (oder werden dazu gezwungen), weiter zu funktionieren und "normal" weiterzumachen. Hier liegt ein grundlegendes Problem: Nach einer traumatischen Phase benötigen Körper und Geist ausreichend Zeit, um die notwendigen Prozesse zur Verarbeitung des Erlebnisses durchlaufen zu können und wieder ins Gleichgewicht zu finden. Werden diese natürlichen Prozesse unterbrochen oder unterdrückt, können langfristige Dysbalancen entstehen, die primär mit dem Nervensystem zusammenhängen.
Ein ähnliches Problem entsteht bei der Intellektualisierung eines Traumas. Bei diesem Prozess ist das Ereignis kognitiv bewusst und abrufbar – man erinnert sich an Details und weiß rational, dass es eine negative Erfahrung war. Der Verarbeitungsprozess findet jedoch ausschließlich auf gedanklicher Ebene statt; das Trauma wird rationalisiert und immer wieder durchdacht, während die körperlichen und emotionalen Komponenten unberücksichtigt bleiben.
Dies kann die Illusion erzeugen, dass das Erlebte bereits vollständig verarbeitet wurde. Dennoch produziert der Körper weiterhin Symptome, die auf den ersten Blick keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem Trauma aufweisen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei jedoch um die körperliche und emotionale Dimension des traumatischen Ereignisses, die noch nicht aufgearbeitet wurde und deshalb weiterhin Symptome verursacht.
Ein häufiger Grund für die Intellektualisierung traumatischer Erlebnisse ist, dass sich der Körper noch nicht sicher genug fühlt, um alle Ebenen des Erlebnisses zu verarbeiten. Auch in diesem Zusammenhang spielt das Nervensystem eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen kognitiven und körperlichen Prozessen.
Bei einer Traumatisierung kann sich das Nervensystem in einem Zustand übermäßiger Wachsamkeit befinden. In diesem Zustand werden selbst harmlose Reize als bedrohlich oder zu intensiv wahrgenommen. Auf mentaler Ebene kann das traumatische Erlebnis entweder mit scheinbarer Gelassenheit betrachtet werden oder gar nicht bewusst zugänglich sein.
Auf der Ebene des Nervensystems hat die unverarbeitete Energie des Traumas jedoch weitreichende Auswirkungen. Das Nervensystem verbleibt in einem Zustand erhöhter Reaktionsbereitschaft, da das Trauma für den Körper noch immer als gegenwärtig erlebt wird. Der Körper befindet sich folglich in einem anhaltenden Stresszustand, selbst wenn das auslösende Ereignis objektiv betrachtet längst in der Vergangenheit liegt.
Typische Anzeichen eines traumatisierten Nervensystems:
➤ Erhöhte Wachsamkeit: Alltägliche Situationen oder normale Sinnesreize werden schnell als zu viel oder überwältigend wahrgenommen.
➤ Chronische Aktivierung von Schock-, Kampf- oder Fluchtreaktionen: Gewöhnliche Situationen werden rasch als bedrohlich oder überfordernd erlebt. Der Körper reagiert überemotional oder mit körperlichen Symptomen. Die Fähigkeit zur Gelassenheit ist deutlich eingeschränkt.
➤ Mangelndes Sicherheitsgefühl: Das Gehirn sucht ständig nach Ablenkung, da das unterschwellige Gefühl von Angst andernfalls überwältigend werden könnte. Diese Angst manifestiert sich selten als klar benennbare Emotion, sondern eher als diffuses Gefühl innerer Unruhe, Anspannung oder Unsicherheit.
➤ Fortgesetzte Intellektualisierung von Erfahrungen: Betroffene sprechen wiederholt über das Erlebte, jedoch ohne signifikante körperliche oder emotionale Veränderungen zu durchleben. Das traumatische Ereignis ist mental präsent, aber die emotionale Komponente fehlt weitgehend. Menschen ziehen sich in ihren Verstand zurück, da es sich nicht sicher anfühlt, im Körper vollständig präsent zu sein.
Dieser Vorgang wird auch als Dissoziation bezeichnet – ein Zustand, in dem bestimmte körperliche Empfindungen vollständig ausgeblendet werden. Dies ist zunächst eine Schutzreaktion des Körpers, die Schmerz reduzieren und dabei helfen kann, den Alltag trotz traumatischer Erfahrungen zu bewältigen. Langfristig erzeugt dieser Zustand jedoch ein Gefühl innerer Leere und beschränkt unsere Entwicklungsmöglichkeiten, da wir nur in einem sehr begrenzten Bereich unseres gesamten Seins existieren. Wenn der Körper im Verarbeitungsprozess wieder bewusst wahrgenommen wird, kann dies anfänglich Schmerzen verstärken. Dieser Schritt ist jedoch ein wichtiger Teil des Integrationsprozesses.
“Traumatisiert zu sein bedeutet, das Leben weiterhin so zu organisieren, als ob das Trauma noch immer unverändert und unveränderlich andauert, wobei jede neue Begegnung oder jedes neue Ereignis durch die Vergangenheit kontaminiert wird.”
The Body Keeps the Score - Bessel A. van der Kolk, 2014
Körperliches Gedächtnis
In der Traumaforschung wird kontrovers diskutiert, ob Erinnerungen an ein Trauma tatsächlich in Muskeln, Nerven oder Bindegewebszellen physisch 'gespeichert' werden, oder ob das Gehirn lediglich neuronale Verknüpfungen zu bestimmten Körperregionen herstellt. Die aktuelle Forschung deutet darauf hin, dass durch traumatische Erfahrungen lokale biochemische Veränderungen im Gewebe entstehen können, die sich aufgrund der Verbundenheit aller Körpersysteme in einem globalen Ungleichgewicht manifestieren können.
Die Forschung zum Körpergedächtnis zeigt: Traumatische Erfahrungen können in unserem Körper gespeichert werden. Van der Kolk (2014) und Ogden et al. (2006) beschreiben, wie durch achtsame Körperwahrnehmung oder gezielte Berührung implizite Gedächtnisinhalte (unbewusste, nicht willentlich abrufbare Erinnerungen) aktiviert werden können. Betroffenen ist dabei oft nicht bewusst, in welchen Körperbereichen diese Informationen gespeichert sind.
Die Arbeiten von Porges (2011, Polyvagal-Theorie) und Levine (2010) untermauern, dass traumatische Erlebnisse in Form von Körperspannungen, Haltungs- und Reaktionsmustern fortbestehen können – sogenannte prozedurale Erinnerungen. Körperorientierte Therapieansätze wie Somatic Experiencing und Sensomotorische Psychotherapie nutzen dieses Wissen und bieten Zugang zu diesen gespeicherten Traumaaspekten, ohne dass sie verbal durchlebt werden müssen. Auch in der Osteopathie werden solche körperlichen Spannungsmuster behandelt, wobei ihre spezifische Wirksamkeit bei der Traumaverarbeitung noch erforscht wird (Payne et al., 2015).
Wichtiger Hinweis: Nicht jedes Verdauungsproblem ist traumabedingt, und die Verbindung zwischen spezifischen Körperregionen und bestimmten Traumata ist sehr individuell. Die therapeutische Arbeit mit traumabedingten körperlichen Symptomen sollte immer von qualifizierten Fachpersonen begleitet werden. Die Osteopathie wird von manchen Menschen als unterstützender Ansatz bei der Begleitung von Traumafolgen erlebt und sollte bei tiefergehenden traumatischen Erfahrungen idealerweise in einem interdisziplinären Behandlungskonzept eingebettet sein und in Zusammenarbeit mit psychotherapeutischer Begleitung erfolgen.
Die moderne Traumaarbeit berücksichtigt die Vielschichtigkeit traumatischer Erfahrungen und arbeitet mit integrativen Ansätzen:
Die Verarbeitung von Traumata erfordert Geduld, professionelle Begleitung und ein tiefes Verständnis dafür, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. Jeder Verarbeitungsweg ist individuell und sollte die einzigartigen Bedürfnisse und Erfahrungen der betroffenen Person respektieren.
EMOTIONAL RELEASE
Als Trauma werden Erlebnisse bezeichnet, die durch ihre Intensität, Plötzlichkeit oder Dauer die psychische Integrität eines Menschen gefährden und das grundlegende Vertrauen in die eigene Sicherheit erschüttern.
Potenziell traumatische Ereignisse sind überwältigende Situationen, die die normalen Bewältigungsstrategien eines Menschen überfordern und das Gefühl von Sicherheit, Kontrolle und Verbundenheit grundlegend erschüttern können. Wichtig zu verstehen ist jedoch: Nicht jedes solche Ereignis führt zwangsläufig zu einer Traumatisierung. Ein traumatisches Ereignis kann sowohl ein einzelnes einschneidendes Erlebnis (akutes Trauma) als auch anhaltende belastende Erfahrungen über einen längeren Zeitraum (chronisches oder komplexes Trauma) sein.
Die Auswirkung eines traumatischen Ereignisses hängt maßgeblich von deiner Resilienz zum Zeitpunkt des Geschehens ab. Je nach vorhandenen Ressourcen kann dein System die Erfahrung verarbeiten und integrieren – oder aber von ihr überfordert werden. Eine Traumatisierung entsteht, wenn du im Moment des Traumas nicht die notwendigen Kapazitäten hattest, die Erfahrung vollständig zu erleben und anschließend in deine Lebensrealität zu integrieren. Dein System war in dieser Situation nicht in der Lage, das Ereignis auf allen Wahrnehmungsebenen – körperlich, emotional und kognitiv – zu erfassen und zu verarbeiten.
Bei einem überwältigenden Ereignis kann der Organismus die Erfahrung nur fragmentarisch verarbeiten und integrieren. Die verschiedenen Aspekte des Traumas können unterschiedliche Wege nehmen:
Der Körper trägt somit einen wesentlichen Teil der traumatischen Erfahrung. Da das Erlebnis nicht vollständig erfasst und verarbeitet werden konnte, findet der Körper eigene Wege, um mit der erhöhten Energie umzugehen.
Eine traumatische Situation löst eine massive Ausschüttung verschiedener Stresshormone aus. Unter normalen Umständen aktiviert der Körper automatisch Mechanismen, um diese Stresshormone schnellstmöglich abzubauen. Aus verschiedenen Gründen können diese natürlichen Abbauprozesse jedoch gehemmt werden. Das Nervensystem gewöhnt sich dann an ein erhöhtes Stressniveau und entwickelt die Tendenz, diesen Zustand aufrechtzuerhalten.
In der Tierwelt lässt sich beobachten, wie Tiere nach einer stressigen Situation am ganzen Körper zittern oder in eine Schockstarre verfallen. Beides sind natürliche Wege, um traumatische Erfahrungen auf körperlicher Ebene zu verarbeiten. Wir Menschen hingegen zwingen uns oft (oder werden dazu gezwungen), weiter zu funktionieren und "normal" weiterzumachen. Hier liegt ein grundlegendes Problem: Nach einer traumatischen Phase benötigen Körper und Geist ausreichend Zeit, um die notwendigen Prozesse zur Verarbeitung des Erlebnisses durchlaufen zu können und wieder ins Gleichgewicht zu finden. Werden diese natürlichen Prozesse unterbrochen oder unterdrückt, können langfristige Dysbalancen entstehen, die primär mit dem Nervensystem zusammenhängen.
Ein ähnliches Problem entsteht bei der Intellektualisierung eines Traumas. Bei diesem Prozess ist das Ereignis kognitiv bewusst und abrufbar – man erinnert sich an Details und weiß rational, dass es eine negative Erfahrung war. Der Verarbeitungsprozess findet jedoch ausschließlich auf gedanklicher Ebene statt; das Trauma wird rationalisiert und immer wieder durchdacht, während die körperlichen und emotionalen Komponenten unberücksichtigt bleiben.
Dies kann die Illusion erzeugen, dass das Erlebte bereits vollständig verarbeitet wurde. Dennoch produziert der Körper weiterhin Symptome, die auf den ersten Blick keinen erkennbaren Zusammenhang mit dem Trauma aufweisen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei jedoch um die körperliche und emotionale Dimension des traumatischen Ereignisses, die noch nicht aufgearbeitet wurde und deshalb weiterhin Symptome verursacht.
Ein häufiger Grund für die Intellektualisierung traumatischer Erlebnisse ist, dass sich der Körper noch nicht sicher genug fühlt, um alle Ebenen des Erlebnisses zu verarbeiten. Auch in diesem Zusammenhang spielt das Nervensystem eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen kognitiven und körperlichen Prozessen.
Bei einer Traumatisierung kann sich das Nervensystem in einem Zustand übermäßiger Wachsamkeit befinden. In diesem Zustand werden selbst harmlose Reize als bedrohlich oder zu intensiv wahrgenommen. Auf mentaler Ebene kann das traumatische Erlebnis entweder mit scheinbarer Gelassenheit betrachtet werden oder gar nicht bewusst zugänglich sein.
Auf der Ebene des Nervensystems hat die unverarbeitete Energie des Traumas jedoch weitreichende Auswirkungen. Das Nervensystem verbleibt in einem Zustand erhöhter Reaktionsbereitschaft, da das Trauma für den Körper noch immer als gegenwärtig erlebt wird. Der Körper befindet sich folglich in einem anhaltenden Stresszustand, selbst wenn das auslösende Ereignis objektiv betrachtet längst in der Vergangenheit liegt.
Typische Anzeichen eines traumatisierten Nervensystems:
➤ Erhöhte Wachsamkeit: Alltägliche Situationen oder normale Sinnesreize werden schnell als zu viel oder überwältigend wahrgenommen.
➤ Chronische Aktivierung von Schock-, Kampf- oder Fluchtreaktionen: Gewöhnliche Situationen werden rasch als bedrohlich oder überfordernd erlebt. Der Körper reagiert überemotional oder mit körperlichen Symptomen. Die Fähigkeit zur Gelassenheit ist deutlich eingeschränkt.
➤ Mangelndes Sicherheitsgefühl: Das Gehirn sucht ständig nach Ablenkung, da das unterschwellige Gefühl von Angst andernfalls überwältigend werden könnte. Diese Angst manifestiert sich selten als klar benennbare Emotion, sondern eher als diffuses Gefühl innerer Unruhe, Anspannung oder Unsicherheit.
➤ Fortgesetzte Intellektualisierung von Erfahrungen: Betroffene sprechen wiederholt über das Erlebte, jedoch ohne signifikante körperliche oder emotionale Veränderungen zu durchleben. Das traumatische Ereignis ist mental präsent, aber die emotionale Komponente fehlt weitgehend. Menschen ziehen sich in ihren Verstand zurück, da es sich nicht sicher anfühlt, im Körper vollständig präsent zu sein.
Dieser Vorgang wird auch als Dissoziation bezeichnet – ein Zustand, in dem bestimmte körperliche Empfindungen vollständig ausgeblendet werden. Dies ist zunächst eine Schutzreaktion des Körpers, die Schmerz reduzieren und dabei helfen kann, den Alltag trotz traumatischer Erfahrungen zu bewältigen. Langfristig erzeugt dieser Zustand jedoch ein Gefühl innerer Leere und beschränkt unsere Entwicklungsmöglichkeiten, da wir nur in einem sehr begrenzten Bereich unseres gesamten Seins existieren. Wenn der Körper im Verarbeitungsprozess wieder bewusst wahrgenommen wird, kann dies anfänglich Schmerzen verstärken. Dieser Schritt ist jedoch ein wichtiger Teil des Integrationsprozesses.
“Traumatisiert zu sein bedeutet, das Leben weiterhin so zu organisieren, als ob das Trauma noch immer unverändert und unveränderlich andauert, wobei jede neue Begegnung oder jedes neue Ereignis durch die Vergangenheit kontaminiert wird.”
The Body Keeps the Score - Bessel A. van der Kolk, 2014
Körperliches Gedächtnis
In der Traumaforschung wird kontrovers diskutiert, ob Erinnerungen an ein Trauma tatsächlich in Muskeln, Nerven oder Bindegewebszellen physisch 'gespeichert' werden, oder ob das Gehirn lediglich neuronale Verknüpfungen zu bestimmten Körperregionen herstellt. Die aktuelle Forschung deutet darauf hin, dass durch traumatische Erfahrungen lokale biochemische Veränderungen im Gewebe entstehen können, die sich aufgrund der Verbundenheit aller Körpersysteme in einem globalen Ungleichgewicht manifestieren können.
Die Forschung zum Körpergedächtnis zeigt: Traumatische Erfahrungen können in unserem Körper gespeichert werden. Van der Kolk (2014) und Ogden et al. (2006) beschreiben, wie durch achtsame Körperwahrnehmung oder gezielte Berührung implizite Gedächtnisinhalte (unbewusste, nicht willentlich abrufbare Erinnerungen) aktiviert werden können. Betroffenen ist dabei oft nicht bewusst, in welchen Körperbereichen diese Informationen gespeichert sind.
Die Arbeiten von Porges (2011, Polyvagal-Theorie) und Levine (2010) untermauern, dass traumatische Erlebnisse in Form von Körperspannungen, Haltungs- und Reaktionsmustern fortbestehen können – sogenannte prozedurale Erinnerungen. Körperorientierte Therapieansätze wie Somatic Experiencing und Sensomotorische Psychotherapie nutzen dieses Wissen und bieten Zugang zu diesen gespeicherten Traumaaspekten, ohne dass sie verbal durchlebt werden müssen. Auch in der Osteopathie werden solche körperlichen Spannungsmuster behandelt, wobei ihre spezifische Wirksamkeit bei der Traumaverarbeitung noch erforscht wird (Payne et al., 2015).
Wichtiger Hinweis: Nicht jedes Verdauungsproblem ist traumabedingt, und die Verbindung zwischen spezifischen Körperregionen und bestimmten Traumata ist sehr individuell. Die therapeutische Arbeit mit traumabedingten körperlichen Symptomen sollte immer von qualifizierten Fachpersonen begleitet werden. Die Osteopathie wird von manchen Menschen als unterstützender Ansatz bei der Begleitung von Traumafolgen erlebt und sollte bei tiefergehenden traumatischen Erfahrungen idealerweise in einem interdisziplinären Behandlungskonzept eingebettet sein und in Zusammenarbeit mit psychotherapeutischer Begleitung erfolgen.
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